„Mich haut so schnell nichts um!“ ist eine Aussage, die wir bei Anderen beneiden. Oft wären wir gern so stark wie ein Fels in der Brandung. Wir seufzen, wenn uns eine Krise so richtig durcheinanderbeutelt und wir uns gar nicht wie ein solcher fühlen. Doch ich bin froh, dass wir nicht hart wie Stein sind und uns von den Stürmen des Lebens auch bewegen lassen. Mit allen einhergehenden Gefühlen.

Ich erzähle dir in diesem Beitrag, wie du durch Kreativität deine Resilienz, also deine psychische Widerstandskraft, stärkst und dadurch besser mit den Stürmen des Lebens umgehen kannst.

Wichtige Info: Dieser Beitrag wurde mit viel Hingabe von Mag.a Melanie Mezera (Psychologin, Kunsttherapeutin) für dich geschrieben. Wenn dir der Beitrag gefällt, kannst du unsere kostenlosen Ressourcen wie diesen Blog unterstützen, indem du den Beitrag mit deinen Freunden, Bekannten und Verwandten teilst sowie einen Kommentar ganz unten hinterlässt. Danke dir! 🧡

6 Tipps wie du spielerisch deine psychische Widerstandsfähigkeit stärkst

Nun höre ich dich schon sagen: „Aber ich kann ja nicht malen, ich bin gar nicht kreativ.“ Dann kann ich dich beruhigen. Kreativität hat nicht ausschließlich etwas mit Malen zu tun und schon gar nicht mit einem besonders schönen Bild, das am Ende dabei entsteht. Du kannst in ganz unterschiedlichen Bereichen kreativ sein (z.B. aus einfachen Zutaten köstliche Speisen kreieren, deine Wohnung einladend gestalten, deinen Garten mit deinem grünen Daumen in ein Wohlfühlparadies verwandeln, berührende oder kuriose Geschichten schreiben, die tollsten Bausteintürme mit deinem Kind bauen,…).

Wichtige Bausteine der Resilienz:

  • Selbst-/Fremdwahrnehmung
  • Selbstregulation
  • Selbstwirksamkeit
  • Problemlösefähigkeit
  • Stressbewältigung
  • Soziale Kompetenz

Du fragst dich nun, wie Kreativität damit zusammenhängt? Schauen wir uns die einzelnen Bausteine der Resilienz einfach der Reihe nach an und du wirst sehen, wie spielerisch und lustvoll du deine psychische Widerstandsfähigkeit stärken kannst.

1. Selbst-/Fremdwahrnehmung

Wie das Wort schon sagt, geht es dabei ums Wahrnehmen, ums Fühlen und Spüren.
Gefühl kommt vom Fühlen. Gespür vom Spüren. Begreifen vom Be-Greifen. Durch den Umgang mit verschiedenen Materialien wird das Fühlen und Spüren automatisch angesprochen. Und somit auch das Gefühl. Und es lässt uns manches leichter be-greifen.

Wenn Du einen Gegenstand oder eine Person zeichnest, musst du ganz genau hinschauen und wahrnehmen. Egal, ob du danach das perfekte Porträt oder Stillleben am Papier hast, im Prozess des Wahrnehmens und Schauens hast du schon ganz viel über das Gegenüber gelernt, z.B. wie viele Beine hat eine Ameise, wie fallen die Schatten, welche Farbschattierungen entdecke ich…?

Übung:

Suche in deiner Umgebung spannende Strukturen (z.B. Schuhsohle, Kanaldeckel, Holzmaserung, bestickte Stoffe, Münzen, Duplosteine…), lege ein Kopierpapier darauf und reibe mit einem dicken Graphitstift, einem Buntstift oder Ölkreide darüber. Wie von Zauberhand erscheinen die Strukturen am Papier. Lass dich von den entstandenen Spuren inspirieren. Vielleicht möchtest du eine Collage daraus gestalten?

Im kreativen Tun zeigst du durch deinen persönlichen Ausdruck immer einen Teil von dir. Dadurch gibst du anderen Menschen die Möglichkeit, dich ein Stück näher kennenzulernen. Vielleicht ermöglicht es dir, auf diesem Weg Themen anzusprechen oder Gefühle auszudrücken, die sonst schwer kommunizierbar sind.

Übung:

Gestalte für einen lieben Menschen eine Postkarte oder einen Brief.
Mit einer beigelegten Zeichnung, einem Foto, einem Gegenstand, den du auf dem letzten Spaziergang gefunden hast oder erzähl eine Geschichte, teile Dein Lieblingszitat, einen Liedtext, der dich berührt oder was auch immer.

2. Selbstregulation

Kreatives Tun kann sowohl aktivierend als auch beruhigend wirken. Wenn du dich selbst aktivieren möchtest und ins Tun kommen willst, eignen sich Materialien mit hohem Aufforderungscharakter. Das heißt, Materialien, die deine Sinne stark ansprechen (z.B. Naturmaterialien, Stoffe, bunte Kreiden,… – da hat jede Person eigene Vorlieben). Materialien, die das innere Kind zum Spielen einladen.
Wichtig ist, dass die Materialien griffbereit sind (Wenn du deine Energie schon dafür aufwenden musst, die nötigen Sachen aus den hintersten Schränken hervorzukramen oder noch einen Tisch freimachen musst, dann macht das wenig Spaß.)
Auch Aktivitäten, die wenig Vorbereitung brauchen, sind aus diesem Grund zur Aktivierung besser geeignet.

Übung:

Schaffe dir ein Plätzchen (ich verwende hier extra die Verkleinerungsform, weil ein kleiner Platz besser ist als keiner) für deine Lieblingsmaterialien, das jederzeit zugänglich ist und an dem du sofort loslegen kannst.

Übung:

Mach einen Farbspaziergang, bei dem du Ausschau nach deiner Lieblingsfarbe hältst. Mach Fotos von den gefundenen Farbschätzen und gestalte eine Collage.
(Manchmal fällt es leichter, mit einer „Aufgabe“ im Gepäck rauszugehen.)

Bei starken Emotionen kann man nicht sofort von 100 auf 0 runterfahren, da braucht das Gefühl erstmal Raum, um dann der Entspannung Platz zu machen.
Wenn du versuchst, bei starker Wut sofort ein Mandala zu malen, weil das ja so beruhigend sein soll, wirst du kläglich scheitern 😊. Also lieber vorher zu wilder Musik tanzen, Nägel in ein Stück Holz schlagen, Schnitzel klopfen oder Holz hacken. Danach kannst du gern ein Mandala malen 😉

3. Selbstwirksamkeit

Darunter versteht man die Überzeugung, Anforderungen aus eigener Kraft bewältigen und einen Einfluss nehmen zu können.

  • Beim kreativen Tun kannst du ganz viel Einfluss nehmen und nimmst dich als Gestalter*in wahr.
  • Du kannst Spuren am Papier, im Ton, auf Stoff oder Holz hinterlassen.
  • Du kannst Formen verändern, wenn du Ton knetest, Schafwolle zu einem Faden spinnst oder Holz zusägst.
  • Du kannst Farben verändern, indem du sie mischt.
  • Du kannst Lebensmittel in nahrhafte Mahlzeiten verwandeln.
  • Du kannst bei einer Collage verschiedene Papierschnipsel neu zusammenfügen.
  • Unter Deinen Händen kann aus einem Samen eine neue Pflanze wachsen.
  • Und vieles mehr.

Das gibt Vertrauen, dass du auch in deinem Leben Handlungsspielraum hast und dein Leben gestalten kannst.

Übung:

Schneide verschiedene Bilder aus Zeitschriften aus und klebe sie in ganz neuem Zusammenhang auf ein Blatt Papier. Welches Bild entsteht daraus?

4. Problemlösefähigkeit

Kreatives Tun ist eine ständige Auseinandersetzung mit „Problemen“ und Fragestellungen.
Wenn eine Idee im Kopf herumspukt, tauchen automatisch Fragen auf: Welches Material verwende ich am besten? Welches Werkzeug kann ich nutzen? Woher bekomme ich es? Wie nutze ich vorhandene Ressourcen? Was tue ich, wenn…? Und beim Tun an sich merkst du oft, dass sich eine Idee nicht wie geplant umsetzen lässt und du dir einen anderen Weg überlegen musst. Das erfordert eine ständige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an gegebene Situationen.
Daraus gewonnene Erfahrungen kannst du bei anderer Gelegenheit wieder umsetzen.

Übung:

Denk an eines deiner letzten kreativen Projekte. Überlege, welche Probleme und Fragen dabei aufgetaucht sind und wie du sie gelöst hast. Welche deiner Fähigkeiten waren dabei hilfreich? Welche Helferleins standen dir zur Verfügung? Wie kannst du diese auch in anderen Situationen nutzen?

Psychische Widerstandsfähigkeit

5. Stressbewältigung

Es ist hilfreich, verschiedene Stressbewältigungsmechanismen zur Verfügung zu haben, die du individuell an die Situation anpassen kannst. Denn nicht immer stehen alle Mittel zur Stressbewältigung zur Verfügung oder sind nicht jederzeit umsetzbar. Wenn mein einziges Mittel, mit Stress umzugehen, ein Urlaub am Meer ist, dann bin ich nicht nur in Corona-Zeiten ziemlich arm dran. Durch die Anregung von Kreativität finde ich einfacher Abwandlungen von bewährten Strategien (z.B. lasse ich mir ein Meersalzbad ein, schlürfe dabei einen Cocktail und höre karibische Musik 😊, naja zumindest ein kleiner Trost). Es geht um das Spiel mit Möglichkeiten.

Das kreative Tun holt dich auch immer ins Hier und Jetzt und das mindert Stress. Denn wenn deine Gedanken darauf fokussiert sind, welche Farbe du gerade brauchst, wie du das Gemüse schnipselst oder welche Samen du in die Erde säst, dann hat Stress keinen Platz. Hier geht es darum, eine Tätigkeit zu finden, die dich entspannt und dir Wohlgefühl und Flow-Momente beschert. Das kann für jeden etwas anderes sein.

Für manche ist das Malen nach Zahlen mit winzigen Kasterln total entspannend und manche stresst schon der Gedanke daran 😊. Manche entspannt das Graben in der Erde und andere ekeln sich vor Krabbelkäfern und Regenwürmern. Vielleicht entspannt dich das Singen in der Badewanne oder das Musizieren? Oder ein Waldspaziergang, bei dem du mit deiner Kamera tolle Motive festhältst. Oder was auch immer…

Übung:

Es ist hilfreich, Rituale oder fixe Zeitfenster für kreatives Tun einzuplanen. Sammle auf einer Liste Ideen für kreative Tätigkeiten, die dich entspannen. Wähle eine davon aus und plane sie für die kommende Woche ein.

6. Soziale Kompetenz

Dieser Faktor wird natürlich vor allem bei gemeinsamen kreativen Tätigkeiten gefördert. Die Möglichkeit, verschiedene Herangehensweisen an einen Gestaltungsimpuls kennenzulernen, erweitert deinen Horizont. Es gibt bei kreativen Prozessen kein Richtig oder Falsch. Es gibt einfach nur ganz viele Möglichkeiten. Diese Erfahrung lässt sich auch auf andere Bereiche umlegen (Meinungen, Lebensentwürfe,…).

  • Um Hilfe bitten, Hilfe annehmen  und eigene Bedürfnisse formulieren kannst du beim kreativen Tun wunderbar üben z.B. „Kannst du mir bitte beim Halten des Holzbrettes helfen, während ich säge?“, „Holst Du mir bitte Schnittlauch aus dem Garten?.“, „Ich brauche ein größeres Blatt Papier.“
  • Eigenes Wissen und Erfahrungen zu einem Thema weitergeben zu können, z.B. Verarbeitung von Material, Bezugsquellen ,… ist selbstwertstärkend und hinterlässt das Gefühl, ein wertvoller Teil der Gruppe zu sein. Das Tun in der Gruppe schafft freudvolle Momente und beim Teilen von Ideen und Inspirationen entsteht ein Gefühl von Verbundenheit.Übung:
    Vereinbare mit Freund*innen ein kreatives Treffen (funktioniert auch online!).
    Nehmt euch ein kreatives Projekt vor, das euch allen Spaß macht. Egal, ob ihr gemeinsam strickt, zeichnet oder einen Origami-Kranich faltet. Das kann ruhig ein ganz kleines Projekt sein. Dann setzt eure Ideen so um, wie es euch gefällt. Teilt dabei eure Einfälle, lasst euch gegenseitig inspirieren und genießt die Zeit.

Du siehst also, Kreativität ist ein wunderbares Werkzeug, um spielerisch deine psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken.

– Kreativität ist Spielen.
– Spielen mit Ideen.
– Spielen mit dem Zufall.
– Spielen mit Materialien.
– Spielen mit Möglichkeiten.

Und Spielen kann wirklich jede*r, oder?

Also los  – Lass deine Fantasie und Kreativität spielen!

Videoanleitung Energielevel-Methode

Psychische Widerstandsfähigkeit stärken durch Spiele

Wenn du jetzt Lust bekommen hast, deine Kreativität aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und ihr mehr Raum in deinem Leben zu geben, dann habe ich zwei einfache Möglichkeiten für dich:

Musenküsschen-Schneckenpost

Schnecken-Post-Kunst – Kreative Inspirationen direkt in Deinen Briefkasten (magenta-maltherapie.at)
Kreative Impulse für Zuhause, die du in deinem Tempo, wann immer du Zeit und Lust hast, umsetzen kannst.
Abonniere sie hier (monatlich oder als Jahresabo) und freu dich auf liebevoll gestaltete Post in deinem Briefkasten, gefüllt mit vielen Inspirationen, die deinen Alltag bunt und lebendig machen.

Zwischendurch ein Musenkuss

Zwischendurch ein Musenkuss – Kunsttherapeutin und Maltherapeutin Melanie Mezera, Wien (magenta-maltherapie.at)
Falls du die persönliche Begleitung bevorzugst und gern in einer kleinen Gruppe mit gleichgesinnten Kreativlingen werkst, dann gibt es jeden Montag vormittag von 9:30 bis 10:30 ein Online-Guten-Morgen-Musenküsschen für einen inspirierenden Start in die Woche.

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